Häufige Diabetes-Mythen: Aufgedeckt und erklärt

Ob Typ 1, Typ 2, Gestationsdiabetes oder andere Formen – Diabetes betrifft Millionen Menschen weltweit. Umso wichtiger sind Aufklärung, Vorsorge und Unterstützung für Menschen mit Diabetes und ihren Angehörigen. Wissen und Erfahrungen zu teilen, das kann einen entscheidenden Unterschied machen.

Weltdiabetestag

Mythos 1: Diabetes ist nicht so schlimm

Diabetes verursacht jährlich mehr Todesfälle als Brustkrebs und AIDS zusammen. Zwei von drei Menschen mit Diabetes sterben an einer Folgeerkrankung wie zum Beispiel Herzkrankheiten oder einem Schlaganfall. Menschen mit Diabetes entwickeln zudem häufiger Krebs als Stoffwechselgesunde. Studien haben gezeigt, dass Krebs bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mittlerweile die häufigste Todesursache darstellt.

Mythos 2: Alle Menschen mit Diabetes müssen Insulin spritzen

Ob Insulin notwendig ist, hängt von der Art des Diabetes und dem Schweregrad der Erkrankung ab. Bei Typ-1-Diabetes ist Insulin unverzichtbar, da der Körper kein eigenes Insulin produziert. Tägliche Insulininjektionen oder eine Insulinpumpe sind hier die Hauptbehandlung. 

Bei Typ-2-Diabetes hingegen kann anfangs oft auf Insulin verzichtet werden, und viele Menschen mit Typ-2-Diabetes können ihre Krankheit im Frühstadium durch eine gesunde Ernährung, mehr Bewegung und Gewichtsabnahme kontrollieren. Sollte dies nicht der Fall sein, können auch Medikamente notwendig sein.

Mythos 3: Diabetes wird nur durch den Verzehr von zu viel Zucker verursacht

Der Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken verursacht nicht unbedingt direkt Diabetes. Aber um diesem Mythos auf den Grund zu gehen, ist es wichtig, zwischen den beiden Hauptformen – Diabetes Typ 1 und Typ 2 – zu unterscheiden.

  • Typ-1-Diabetes: Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Das Hormon Insulin hat die Aufgabe, Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Folglich ist der Blutzuckerspiegel ohne Insulin dauerhaft erhöht. Diese Form von Diabetes tritt meist in der Kindheit oder Jugend auf und hat nichts damit zu tun, wie viel Zucker jemand gegessen hat.

  • Typ-2-Diabetes: Diese Erkrankung entwickelt sich aus einer Kombination mehrerer Risikofaktoren, die zur Insulinresistenz führen. Insulinresistenz bedeutet, dass die Körperzellen nicht mehr effizient auf Insulin reagieren und der Zucker nicht mehr effektiv in die Zellen gelangt. Dadurch bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, und wenn die Insulinresistenz fortschreitet, kann sich daraus ein Typ-2-Diabetes entwickeln. Der Zuckerkonsum spielt insofern eine Rolle, da eine übermäßige zuckerhaltige Ernährung Übergewicht begünstigen kann, was ein bedeutender Risikofaktor für Typ-2-Diabetes ist (siehe hierzu den nächsten Mythos). Studien haben gezeigt, dass der regelmäßige Konsum von zuckerhaltigen Getränken das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 13 % bis 30 % erhöhen kann.

Mythos 4: Nur übergewichtige Menschen bekommen Diabetes

Dieser Mythos kann zu der gefährlichen Annahme führen, dass Menschen mit einem gesunden Körpergewicht nicht an Diabetes erkranken können, doch auch normalgewichtige Menschen können Diabetes entwickeln oder bereits daran erkrankt sein.

  • Typ-1-Diabetes: Übergewicht und Fettleibigkeit spielen bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes eine untergeordnete Rolle, da diese Krankheit hauptsächlich durch eine Autoimmunreaktion verursacht wird. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass ein höherer Body-Mass-Index (BMI) im Jugendalter mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Typ-1-Diabetes verbunden sein kann. Der Body-Mass-Index (BMI), ein Maß, das das Verhältnis von Gewicht zu Körpergröße angibt. Für Menschen, die bereits an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, ist ein gesundes Gewicht wichtig, da es die Blutzuckerkontrolle erleichtert und das Risiko von Komplikationen verringert. 

  • Typ-2-Diabetes: Übergewichtige Menschen haben ein siebenmal höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken als Menschen mit einem gesunden Gewicht. Dieser Risikofaktor kann etwa 80-85 % des Gesamtrisikos für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes ausmachen. Ein Body-Mass-Index (BMI) von etwa 25 gilt als Risikofaktor für Typ-2-Diabetes. Allerdings spielt nicht nur das Gewicht eine Rolle, sondern auch die Verteilung des Körperfetts. Vor allem Fettansammlungen im Bauchbereich fördern eine Insulinresistenz, bei der die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren. So können auch normalgewichtige Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken, insbesondere wenn sie eine genetische Veranlagung, vermehrte Fettansammlungen im Bauchbereich oder andere Risikofaktoren aufweisen. Deshalb sollten auch Menschen mit einem normalen Körpergewicht regelmäßig Ihren Blutzucker überprüfen lassen.

 

Quellen:

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3Gujral, U. P. & Narayan, V. (2019). Diabetes in Normal-Weight Individuals: High Susceptibility in Nonwhite Populations. NCBI. Abgerufen am 10. November 2025, von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6868465/.

4Julson, E. (2024). Does Eating Too Much Sugar Cause Diabetes? Healthline. Abgerufen am 10. November 2025, von https://www.healthline.com/nutrition/does-sugar-cause-diabetes.

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7Roell, A. (2024). Diabetes-Mythen aufgeklärt: Wissen statt Irrglauben. Abgerufen am 10. November 2025, von https://www.homediq.com/de/diabetes-mythen-wissen-statt-irrglauben/.