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Published on April 13, 2018

Wie passen Rap Musik und Diabetes zusammen?

„Fit for Life“ im Rehabilitationszentrum Alland

Das Rehabilitationszentrum Alland hat das Programm „Fit for Life“ ins Leben gerufen, in dem Jugendliche und junge Erwachsene Erfahrungen austauschen, von Experten Wissen vermittelt bekommen und letztendlich auch Freunde finden und erfahren, dass sie als Person mit Diabetes
Typ-1 mit ihren Problemen nicht alleine sind. Die Themen sind bei dem 3-wöchigen Aufenthalt auf diesen besonderen Lebensabschnitt angepasst und reichen von Sport im Alltag, Umgang mit Sexualität, Schwangerschaft und Familiengründung, Alkoholkonsum, besondere Essenssituationen, Entscheidungen zur Berufswahl, bis hin zu rechtlichen Rahmenbedingungen für das Erlangen eines Führerscheins. Externe Referenten, die oftmals selbst Menschen mit Diabetes sind, bemühen sich stets praxisrelevante Strategien für Situationen im Leben junger Mensch mit Diabetes zu vermitteln. Weiters wird das Gruppengefühl der Teilnehmer durch Sport- und Freizeitprogramme gefördert. Auch ältere Menschen mit Diabetes Typ-1 bis 40 Jahre können teilnehmen und nach dem „Buddy and Peer“ Prinzip als Vorbild für jüngere Menschen mit Diabetes dienen.

 

Rap Musik und Diabetes

Letztes Jahr gab es als besonderen Programmpunkt den Besuch der Madcap Rapcrew. Zusammen mit den Teilnehmern des „Fit for Life“ Turnus wurden die tagtäglichen Erfahrungen der jungen Menschen mit Diabetes Typ-1 in einem Rap Song thematisiert und bei einem Konzert präsentiert. Diesen können Sie hier anhören.

Frau Prim. Dr. Claudia Francesconi, ärztliche Leiterin des Rehabilitationszentrum Alland, erklärt wie es zu der spannenden Verbindung zwischen Diabetes und Rap gekommen ist, spricht über das Projekt „Fit for Life“ und gibt wertvolle Einblicke in die Zukunft der Diabetesbehandlung.

 

Interview mit Frau Prim. Dr. Claudia Francesconi

 

Diabetes ist ein ungewöhnliches Thema für einen Rap. Wie passen diese zwei Dinge dennoch zusammen?

Frau Prim.a Francesconi: Rapper sind sehr häufig bemüht problematische Themen mit ihren Texten anzusprechen um Menschen zum Nachdenken anzuregen – Typ-1 Diabetes ist eine Erkrankung, die keine hohe Awareness in der Bevölkerung hat und damit ein lohnendes Thema, vor allem weil viele junge Menschen betroffen sind.

 

Wie ist die Idee entstanden einen Rap Song mit der Madcap Crew und Menschen mit Diabetes im Reha Zentrum Alland zu entwickeln?

Frau Prim.a Francesconi: Wir bemühen uns im Rahmen unseres Jugendturnus stets auch ein künstlerisches Angebot für unsere Patienten anbieten. 2017 hat sich die Gelegenheit mit MadCap gleich zweifach ergeben, durch die Erstellung eines Jingles und ein Konzert der Gruppe in Alland.

 

Können Sie schildern wie die Beteiligten diese Idee aufgenommen haben und in späterer Folge zusammengearbeitet haben? Wie war die Stimmung?

Frau Prim.a Francesconi: Zunächst war die Skepsis groß, vor allem auf Seite der jungen Menschen mit Diabetes, aber die Burschen von MadCap haben von Beginn an eine sehr lockere Atmosphäre geschaffen und sich auch die nötige Zeit genommen um mit den Jugendlichen warm zu werden. Letztlich hatten alle das Gefühl, dass es absolut keine verschwendete Zeit war!

 

Was waren die Erwartungen an dieses Projekt?

Frau Prim.a Francesconi: Einmal einen anderen Ausdruck für die Stimmungslagen von Betroffenen zu finden, der möglicherweise Außenstehenden leichter ermöglicht sich in die Welt von Menschen mit Diabetes Typ-1 zu versetzen.

 

Wurden die Ziele erreicht?

Frau Prim.a Francesconi: Ja, ich denke schon. Der Song ist jedenfalls sehr ausdrucksstark.

 

Wird es im nächsten Jahr wieder einen Jugendturnus geben und wann wird dieser stattfinden?

Frau Prim.a Francesconi: Auf jeden Fall! Wir haben „Fit For Life“ auf Grund des großen Erfolges in den Regelbetrieb übernommen, das heißt das Projekt hat nunmehr einen fixen Platz im Angebot unseres Hauses. 2018 werden wir wieder 2 Turnusse aufnehmen, von 17./18.7. – 7./8.8. bzw. von 7./8.8.-28./29.8.

 

Wo können sich interessierte Jugendliche anmelden und bis wann?

Frau Prim.a Francesconi: Eigentlich ab sofort, entweder Reha-Antrag direkt an uns oder über die Kinderklinik, den Hausarzt, Internisten, etc. Wichtig ist eine gut sichtbare Kennzeichnung für „FIT FOR LIFE“ und der Antrag muss zwingend für die SKA Alland gestellt werden.

 

Gibt es einer Altersbeschränkung?

Frau Prim.a Francesconi: Die Jugendlichen müssen 16 Jahre alt sein, ein strenges Alterslimit nach oben gibt es nicht, aber natürlich liegt der Großteil der Teilnehmer zwischen 16 und 25 Jahren. Wir versuchen aber jedes Mal ganz bewusst zumindest einige deutlich ältere Menschen mit Diabetes Typ-1 einzuladen, quasi als Peers, die mit den Jugendlichen neben den gleichaltrigen  „Buddies“ ihre Erfahrung teilen und auch bereits erreichte berufliche und familiäre Verantwortung vorleben.

 

Welchen Zugang haben Sie persönlich zu Hip Hop und Rap-Musik?

Frau Prim.a Francesconi: Bisher ehrlicherweise gar keinen – bin eher ein Freund des Jazz – ich war aber sehr angenehm überrascht vom Konzert.

 

Im Song wurden die Herausforderungen, denen sich Menschen mit Diabetes tagtäglich stellen müssen, thematisiert. Welche sehen Sie als die größten und haben Sie Tipps um diese zu meistern?

Frau Prim.a Francesconi: Ich glaube die erste und auch größte Herausforderung ist es die Erkrankung, die den oder die Betroffene ein Leben lang begleitet, zu akzeptieren ohne ständig damit zu hadern bzw. ihr das ganze Leben unterzuordnen. Ist dieser Schritt gelungen, kann man mit Hilfe der heutigen technischen Errungenschaften ein ganz normales Leben sowohl in beruflicher als auch familiärer Hinsicht führen. Natürlich ist der Alltag eines Menschen mit Diabetes etwas aufwendiger und gibt es immer wieder Hürden, die zu nehmen sind, aber echte Einschränkungen oder No-Go's gibt es nur wenige.

 

Die oftmals schiefen Blicke der Gesellschaft auf Menschen mit Diabetes wurde im Song ebenfalls angesprochen. Inwieweit denken Sie, ist Diabetes in der Wahrnehmung der Gesellschaft bereits angekommen und gibt es hier noch Aufklärungsbedarf?

Frau Prim.a Francesconi: Ich denke, dass Diabetes in der öffentlichen Meinung immer noch großteils mit dem Vorurteil des „selber Schuld“ seins beladen ist. Die meisten Menschen kennen den Unterschied zwischen Typ-1 und Typ-2 Diabetes nicht und glauben, dass jede Form des Diabetes durch falsche Ernährung, Übergewicht und wenig Bewegung verursacht wird. Auch viele Menschen mit Diabetes Typ-2 werden dadurch völlig zu Unrecht stigmatisiert, aber Menschen mit Diabetes Typ-1 haben natürlich gar keinen Einfluss auf die Entstehung ihrer Erkrankung!

 

Besonders junge Menschen sind von der Erkrankung oftmals entnervt und versuchen sie zu verdrängen und messen nur unregelmäßig. Wie wichtig sind genaue und regelmäßige Messwerte tatsächlich und wie kann man diese Personen dazu bringen trotzdem regelmäßig zu messen ohne dabei belehrend zu wirken?

Frau Prim.a Francesconi: Wie schon oben erwähnt, die Akzeptanz der Erkrankung mit all ihren Features ist Voraussetzung um mit ihr gut leben zu können. BZ Messungen und auch Aufzeichnung derselben in welcher Form auch immer sind jedenfalls eine zwingende Voraussetzung für eine gute Einstellung, die ja nicht nur einen guten HbA1c bedeutet sondern vor allem auch das Vermeiden von Hypoglykämien.

 

Mit dem Accu-Chek Guide ist ein Blutzuckermessgerät verfügbar, dass nicht nur genau und schnell misst, sondern auch kleine Herausforderungen im Alltag vereinfacht (Messen bei Dunkelheit durch Teststreifenbeleuchtung, hygienischer Teststreifenauswurf, breite und saugfähige Blutauftragsfläche, schlanke Teststreifendose, die das Herausfallen der Streifen verhindert,…). Welche Bedeutung haben diese Dinge Ihrer Meinung nach im Alltag?

Frau Prim.a Francesconi: Je weniger Aufwand ein Mensch mit Diabetes hat um seine BZ Werte zu messen und zu dokumentieren, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass er das auch konsequent tut. Neue technische Errungenschaften wie praktikablere Messgeräte, besonders aber Sensoren, die das ständige, schmerzhafte Blutzuckermessen unnötig machen und teilweise bereits selbstständig mit Insulinpumpen kommunizieren, bzw. auch alarmieren, sind hierbei wichtige Tools, die auch in bislang schwierigen Umständen die notwendige BZ Kontrolle ermöglichen und damit natürlich die gute Stoffwechseleinstellung aber auch die Sicherheit der Patienten fördern.

 

Eine weitere Funktion des Accu-Chek Guide ist die automatische Übertragung der Werte auf die Accu-Chek Connect App. Wie sehen Sie den Digitalisierungstrend der auch in der Behandlung von Diabetes Einzug hält?

Frau Prim.a Francesconi: Ich denke das ist die Zukunft – wie in allen anderen Bereichen. Auch das Thema Telemonitoring wird in Zeiten einer Ärzteknappheit ein wichtiges werden um die steigenden Zahlen an Patienten trotzdem optimal versorgen zu können.

 

Können Sie einen Einblick geben wie Ihrer Meinung nach die Behandlung von Diabetes in der Zukunft aussehen wird?

Frau Prim.a Francesconi: Ich glaube, dass vor allem Menschen mit Diabetes Typ-1 immer mehr von technischen Hilfsmitteln profitieren werden, bis hin zum heiß ersehnten Closed Loop. Nichts desto trotz wird dem einzelnen die Auseinandersetzung mit seiner Erkrankung nicht erspart bleiben. Ein menschlicher Ansprechpartner als fachlich und emotional kompetenter Coach wird auch in Zukunft wichtig bleiben, wenn auch die Kommunikation möglicherweise auf anderen Ebenen laufen wird.


 

 

 

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